Der Band enthält zwei Texte von Merleau-Ponty von Ende 1951, die ursprünglich dazu dienten, ihn der Aufnahmekommission als Kandidaten für das renommierte Collège de France vorzustellen. Die Texte enthalten eine ausführliche Zusammenfassung von Merleau-Pontys ersten Veröffentlichungen (Die Struktur des Verhaltens, Phänomenologie der Wahrnehmung) sowie eine Beschreibung der Projekte, an denen er arbeitete (Die Prosa der Welt) und die er plante (Das Sichtbare und das Unsichtbare), vor allem aber einen Überblick über die Probleme und Themen, die er in seiner Lehre am Collège behandeln wollte. Im Gegensatz zu der großen Mehrheit der nach Merleau-Pontys Tod veröffentlichten Texte stellen die Texte für die Kandidatur das Denkprojekt des Philosophen als ein einheitliches Gebäude dar, in dem zahlreiche Unterthemen, die auf den ersten Blick nicht vollständig miteinander verbunden sind, miteinander verbunden sind. Im Mittelpunkt aller beabsichtigten Untersuchungen steht die Frage, wie das leiblich-perzeptive Leben, dessen spezifische Form Merleau-Ponty in seinen frühen Büchern beschrieben hat, mit dem Aufkommen kultureller Werkzeuge und der Sprache verlängert und transformiert wird, was zu einer "Erfahrung der Wahrheit", d.h. zu einer Transzendenz unserer partiellen Wissenssituation führt. Wenn die phänomenologische Analyse der Wahrnehmung gezeigt hat, dass die Wahrnehmung nicht nur eine rudimentäre Form der rationalen Erkenntnis ist, dann kann unsere Vorstellung von der Vernunft selbst nicht unverändert bleiben, da eine Analyse der konkreten Verfahren, mit denen die Rationalität die Wirklichkeit erfasst und ihre Ergebnisse erzielt, noch aussteht. Die Materialien, die in den folgenden zehn Jahren von Merleau-Pontys Tätigkeit am Collège de France entstanden sind, zeigen, dass er den Rest seines Lebens der Verwirklichung und Verfeinerung eines so formulierten Programms gewidmet hat.
Tschechische Ausgabe