Při loupání cibule

An der Schwelle zu seinem achtzigsten Geburtstag hat Günter Grass eine Autobiographie vorgelegt, die - wie für diesen geborenen Fabulierer unvorstellbar - kunstvoll komponiert und stilisiert ist, ständig auf der Grenze zwischen authentischem Dokument und Fiktion oszilliert und beweist und offen zugibt, dass jede Memoiren, selbst bei dem aufrichtigsten Versuch der Wahrhaftigkeit, immer eine Schöpfung einer Geschichte und von Charakteren ist, nicht eine bloße "getreue" Wiedergabe von ihnen.
Hier erzählt der Autor von realen Ereignissen, Menschen und Erfahrungen, von denen die meisten später in seine künstlerischen Texte einflossen (insbesondere die "Danziger Trilogie": Die Blechtrommel, Die Katze und die Maus, Die Hundejahre), als ob er die Richtung des künstlerischen Prozesses umkehrte: Wenn er früher den Stoff des Lebens in eine künstlerische Form umwandelte, versucht er jetzt rückblickend - und mit zugegebener Unsicherheit auf Schritt und Tritt - das Leben und die historische Realität zu rekonstruieren, aus der seine künstlerischen Geschichten und Figuren entstanden sind.
Das Ergebnis dieses Versuchs ist jedoch wiederum ein Kunstwerk, eine fesselnde Erzählung mit unverwechselbaren Charakteren, pointierten Geschichten und einem grasianisch verspielten Stil, aber auch ein Werk als ernsthaftes, ehrliches und nachdenkliches Zeugnis der Zeit und Gesellschaft, in der der Autor lebte.
Diese Vorzüge des Werks wurden unmittelbar nach der Veröffentlichung von einer hitzigen Kontroverse überlagert, die sich auf einen einzigen Punkt im gesamten Buch konzentrierte: Grass' spätes Eingeständnis, dass die Einheit, der er am Ende des Krieges als Freiwilliger zugeteilt wurde, einer SS-Division angehörte. Der unvoreingenommene Leser wird feststellen, dass dies bei weitem nicht der einzige Grund ist, dieses Spätwerk des großen Autors zu lesen.

Tschechische Ausgabe