Jeruzalémské sny

Jerusalem Dreams kann in vielerlei Hinsicht gelesen werden: als humorvoller Roman, als Parabel, als Reisebericht, als Zeugnis einer Generation, aber auch als Bettdecke oder "Fagott". So nannte man in der Antike die Reiseführer für jüdische Pilger auf dem Weg nach Jerusalem. Sie sollten die Reise erleichtern, die Reisenden auf mögliche Fallstricke vorbereiten und ihnen helfen, ein Gefühl für die Entfernungen zu bekommen. Der Held des Romans, Moshko Vesely, besitzt nichts dergleichen, aber er ist sich dennoch sicher: "Man muss nach Westen gehen - erst kommt Jabokrki, dann die Türkei und dann Jerusalem." Vor allem aber folgt er seinem Herzen, denn, wie er seiner Frau Nesja Smutná sagt: "Wohin führen die Füße eines Juden? Nach Afrika? Und wohin führt ihn sein Herz?" Alexander und Lev Shargorodsky folgen in ihrem Roman einem der großen Topoi des jüdischen Schreibens. Es ist die Reise nach Jerusalem. Aber es ist nicht "nur" eine gewöhnliche Pilgerreise in die Heilige Stadt oder in das Land der Vorväter. Es ist auch die Erfüllung eines Pessach-Wunsches, den sich gläubige Juden seit Generationen jedes Jahr wiederholen: "Nächstes Jahr in Jerusalem!" Es ist sozusagen eine Reise ohne Rückfahrkarte, eine Reise, die auch eine Heimkehr ist. Darüber hinaus ist Jerusalem Dreams vielleicht das erste Büchlein überhaupt, das die möglichen und unmöglichen Wege nach Jerusalem zusammenfasst.

Tschechische Ausgabe