Revolver Revue 134/2024/JARO

Das Titelbild dieser Ausgabe zeigt das Gesicht von Vladimír Boudník (17. März 1924 - 5. Dezember 1968), einem der inspirierendsten tschechischen Künstler. Anlässlich des hundertsten Jahrestages seiner Geburt haben wir eine umfangreiche Sammlung von Beiträgen zusammengestellt. Fast dreißig Personen aus verschiedenen Berufen und Generationen haben an der Umfrage teilgenommen - sie schrieben über ihre Beziehung zu Boudníks Persönlichkeit und Werk sowie über seine Bedeutung über den lokalen Kontext hinaus, was leider nichts an der Tatsache ändert, dass er im breiteren und oft professionellen Bewusstsein immer noch nicht gewürdigt wird. Einer der wenigen, die sich wirklich grundlegend und konsequent mit dem Erbe Boudníks beschäftigen, ist der Galerist, Sammler und Verleger Jan Placák, mit dem wir ein Interview veröffentlichen. In seinen Notizen schreibtViktor Karlík über die kontinuierliche Aufmerksamkeit, die RR seit den Anfängen des Samisdat auf Boudník und dann auf den Kreis seiner Nachkriegskollegen richtete, über seine Inspiration in der Zeit des Totalitarismus und heute, über diejenigen, denen es zu verdanken ist, dass Boudníks Leben kartiert und sein Werk überhaupt erhalten wurde, und über die Ignoranz der Mehrheit des hiesigen "kulturellen" Establishments. Die Texte werden von Reproduktionen ausgewählter Werke von Boudník und anderen Quellen aus der Sammlung der Galerie Ztichlá klika begleitet.

"Früh am Morgen des 15. Mai 1944 kamen wir in Auschwitz an. Ich wusste nicht, dass es Auschwitz war. Wenn ich zynisch sein sollte, würde ich sagen, dass der Transport meine Geburtstagsreise war und ich Auschwitz als Geburtstagsgeschenk bekam. Ich war an diesem Tag fünfzehn Jahre alt. Das autobiografische Buch von Rachel Hanan, I Overcame Anger and Hatred, wird derzeit für eine tschechische Ausgabe vorbereitet, die von Helena Medkova übersetzt wird, und wir drucken Auszüge daraus ab. Die Gedichte von Benoît Meunier wurden von Jaromír Typlt in Zusammenarbeit mit dem Autor übersetzt. Dagmar Urbánková hat ein Prosagedicht mit dem Titel Tugboats Move Paris geschrieben, aus dem wir einen dem Friedhof Père-Lachaise gewidmeten Teil mit Zeichnungen der Autorin veröffentlichen. Marek Vajchr sprach mit der Übersetzerin Věra Koubová über die Gedichte von Martin Heidegger. Malvern ist dieses Mal in der Reihe Aus kleinen Verlagen vertreten.

"Was passiert mit der menschlichen Vorstellungskraft, wenn sie ihre eigenen Schöpfungen plötzlich nicht mehr unter Kontrolle hat? Wie kommt es, dass wir selbst in unserer persönlichen fiktionalen Welt nicht einfach ändern können, was wir wollen?" - fragt Jaromír Typlt über die Zeichnungen von Pavel Salák, einem weiteren Künstler, der der Art Brut zugerechnet werden kann. In der Rubrik Ateliers wird der Arbeitsplatz von Lubomír Přibyl vorgestellt. Richard Drury hat zur Serie Sieben beigetragen.

Auf den nächsten Seiten kehren wir zu einem Ereignis zurück, das wir für entscheidend halten: Am Nationalfeiertag des Kampfes für Freiheit und Demokratie, dem 17. November 2023, kündigte der Gründer und Direktor der Bibliothek Libri prohibiti, der ehemalige Dissident, Unterzeichner der Charta 77 und politische Gefangene Jiří Gruntorád an, dass er in den Hungerstreik treten werde. Ein Interview mit dem Hauptdarsteller wurde für diese Ausgabe von Adam Drda geführt, der auch der Autor des Essays ist, der das Ereignis zusammenfasst. Wir veröffentlichen auch wichtige Dokumente und eine Auswahl von E-Mails und SMS, mit denen Robert Krumphanzl einige seiner Freunde und Bekannten über die Situation am Ort des Hungerstreiks in den ersten Stunden und Tagen informierte. Die Illustrationen zu diesem Band stammen von Anežka Hájková.

Den Abschluss der Frühjahrsausgabe bildet eine kritische Couleur mit Essays, Rezensionen und Glossen zu ausgewählten Ereignissen und Themen des aktuellen Kulturbetriebs.

Tschechische Ausgabe